Mittwoch, 11. März 2009

Herr Nielsen, legen Sie alle Fakten auf den Tisch!

Heute geht es in meinem Blog wieder um Handball, dieses Mal um den THW Kiel und die Bestechungsaffäre, die sich gerade um diesen Club rankt. Spiegel online berichtete als erstes Nachrichten-Magazin davon, dass der THW-Manager Uwe Schwenker und der ehemalige Trainer Zvonimir (Noka) Serdarusic vor dem Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt und neun anderen Spielen die Schiedsrichter bestochen haben sollen. Insgesamt sollen im Vorfeld des Finales (nirgends steht, ob im Vorfeld beider Finals oder nur des Final-Rückspiels) 96.000 Euro geflossen sein.
Laut dem ehemaligen Schiedsrichter Manfred Bülow, der heute der Schiedsrichter-Lehrwart des Deutschen Handball-Bundes DHB ist, und mit seinem Partner Wilfried Lübker das Endspiel der Handball-WM 1999 in Ägypten pfiff, sind Angebote von teuren Uhren auf Hotelbetten oder abendliche weibliche Begleitung keine Seltenheit.Offenstichtlich soll das Thema aber gerade in Deutschland totgeschwiegen werden, denn ein ungenannter ehemaliger Schiedsrichter wurde, nachdem er auf Missstände hinwies, aus allen Verbänden ausgeschlossen und musste sich sogar schriftlich dazu verpflichten, nie wieder darüber ein Wort zu verlieren. Mich selbst hat es überrascht, wie schnell der Ligaverband HBL die Affäre für beendet erklärte. Vor allem, wie wenig da wirklich ermittelt wurde. Die HBL hat (so hat es für mich wenigstens den Anschein) an einem Abend mit allen Beteiligten gesprochen, jeder hat gesagt, nee, es war doch nicht so schlimm, und damit war das Thema für die HBL erledigt. Das würde für die Totschweige-Mentalität im deutschen Handball sprechen. Ich weiß, dass ein Sportverband nicht die Ermittlungsmöglichkeiten einer Staatsanwaltschaft hat, aber ich bin überzeugt davon, dass auch die HBL noch mehr und noch länger hätte ermitteln können, wenn sie denn wirklich gewollt hätte.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Kiel die Ermittlungen übernommen. Das, was landläufig als Schiedsrichter-Bestechung bezeichnet wird, ist juristisch keine Bestechung, weil Schiedsrichter keine Amtspersonen sind. Uwe Schwenker ist jedoch, um es mal juristisch auszudrücken, durch Rechtsgeschäft (Vertrag) damit beauftragt, über fremdes Vermögen (das des THW Kiel) zu verfügen. Wenn er jetzt wirklich Geld aus der Vereinskasse genommen hat, dann hat er sich der Untreue strafbar gemacht und kann dafür für bis zu fünf Jahre ins Gefängnis gehen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Untersuchungen einige Zeit in Anspruch nehmen können, weil es einiges zu überprüfen gibt.
Hauptbelastungszeuge in dieser Affäre ist bis jetzt Jesper Nielsen, der Geschäftsführer der dänischen Schmuckvertriebsgesellschaft KasiGroup, der auch Gesellschafter der Rhein-Neckar-Löwen ist. Das Produkt, das von der KasiGroup hauptsächlich vetrieben wird, wird auch auf dem Trikot der Rhein-Neckar-Löwen beworben. Über Jesper Nielsen selbst habe ich nicht viel herausfinden können. Er ist der Geschäftsführer der KasiGroup, die 2003 von seiner Familie (seinen Eltern, seiner Schwester und ihm) gegründet wurde. Die Rhein-Neckar-Löwen hatten mit Noka Serdarusic Anfang Januar einen Trainervertrag zur neuen Saison (2009/10) geschlossen. Serdarusic hatte sich wegen eines Bandscheibenvorfalls und Knieproblemen, die die Einsetzung eines künstlichen Kniegelenks erforderten, ein Jahr Auszeit vom Trainerjob genommen und wollte (das schließe ich aus Bemerkungen, die er als Co-Kommentator beim DSF während der Handball-WM gemacht hat) so schnell wie möglich wieder auf die Trainerbank zurückkehren. Ende Februar platzte dann, für die Öffentlichkeit total überraschend die Bombe, dass Serdarusic den Löwen "aus gesundheitlichen Gründen" absagt. Nielsen behauptet jetzt, dass bei einem Treffen mit Serdarusic in dessen Kieler Wohnung, bei denen auch der Löwen-Manager Thorsten Storm und der Anwalt der Löwen dabei gewesen sein sollen, Serdarusic ihnen Belege zum Beweis der Manipulation gezeigt habe. Aufgrund dieser Belege hätten die Gesellschafter der Rhein-Neckar-Löwen bereits am 17. Februar beschlossen, den Vertrag mit Serdarusic aufzulösen. Das wäre acht Tage bevor der den Verzicht auf das Traineramt der Löwen bekannt gab.
Momentan schwirren in der Öffentlichkeit aber immer noch mehr Vermutungen und Verdächtigungen durch die Gegend, als dass es irgendwelche belastbare Fakten gibt. Andererseits kann man davon ausgehen, dass die Verdächtigungen nicht so ganz aus der Luft gegriffen sind, denn sonst hätte die Staatsanwaltschaft nicht die Ermittlungen übernommen. Aber was mich persönlich in dieser ganzen Situation aufregt, ist das: Herr Nielsen, legen Sie endlich alle Fakten auf den Tisch! Und zwar nicht auf den Tisch von irgendwelchen Zeitungen, sondern machen Sie es so wie es Andreas Rudolph, der Gesellschafter des HSV Hamburg, der sich zu den Ereignissen nur gegenüber der Staatsanwaltschaft äußern will.und gegenüber der Öffentlichkeit schweigt. Das würde einerseits der Staatsanwaltschaft helfen, und andererseits käme der Handball an sich erstmal wenigstens einigermaßen zur Ruhe.
Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum ich von den Gerüchten momentan ziemlich genervt bin. Einerseits ist Bestechung in der Bibel eindeutig verboten. Sprüche 15,27 und Prediger 7,7 andererseits wird aber auch Verleumdung verurteilt. Sprüche 16,28 und Sprüche 26,20 Die Bibel macht allerdings keinen Unterschied zwischen dem juristisch feinen, aber wichtigen Unterschied zwischen Verleumdung und übler Nachrede. Das zeigt, dass jede Art von schlechtem Gerede über eine andere Person von Gott nicht gutgeheißen wird. Strafrechtlich gibt es da einen Unterschied, der immerhin im Strafmaß mit drei Jahren Unterschied bewertet wird. Wenn ich weiß, dass das, was ich behaupte, falsch ist, aber trotzdem meine Behauptung aufrechterhalte und damit zum Beispiel den Ruf eines anderen schädige, handelt es sich um Verleumdung. Wenn ich einfach so etwas behaupte, um den Ruf eines anderen zu schädigen, aber nicht genau weiß, ob das jetzt wirklich stimmt, ist es üble Nachrede. Also, Herr Nielsen, wenn Sie sich nicht sputen und endlich die Fakten bei der Staatsanwaltschaft auf den Tisch legen, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie eine Anzeige wegen übler Nachrede am Hals haben. Andererseits - wenn ich Uwe Schwenker wäre und wirklich keinen Dreck am Stecken hätte, hätte ich diese Anzeige schon längst erstattet. Also - ich weiß noch nicht wirklich, was ich von dieser Affäre halten soll.

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