Freitag, 27. März 2009

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Heute möchte ich ein paar Entwicklungen im Fall Pizarro/Delgado aufgreifen. Ich habe einige Erklärungen ja schon hier gegeben. Kurz nach dem Posting gab es neue Enthüllungen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete von Fiorella Faré, der Ehefrau von Carlos Delgado, die im momentanen Rosenkrieg nach eigenen Angaben herausfinden will, wieviel Geld ihr nach der Scheidung zusteht. Sie nahm offensichtlich, als sie das gemeinsame Haus verließ, zwei Koffer mit, in denen nach ihren Angaben über 4000 Dokumente aus der Spielerberatungs-Agentur ihres Mannes aufbewahrt worden waren. In diesem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung sind zwei Dokumente dargestellt, die mit dem Transfer von Roberto Silva zu Werder Bremen zusammenhängen. Im oberen Bild ist dargestellt, dass der damalige Club von Silva, Sporting Cristal Lima, zunächst die Transferrechte an Roberto Silva komplett an Image abtritt. Im zweiten Absatz werden Roberto Silva 40% der Rechte an sich selbst "zurückgegeben". Die restlichen 60% bleiben bei Image. Im 3. Absatz überschreibt Image wiederum 30% der Rechte an Claudio Pizarro Bosio, den Spieler von Werder, und 10% an Claudio Pizarro Davila, den Vater des Spielers. Im vierten Absatz ist schließlich dargestellt, wie die Transfersumme zwischen den beteiligten (oder sollte ich besser sagen besitzenden) Parteien prozentual aufgeteilt wird. Im zweiten Dokument ist in einer für mich etwas unverständlichen Weise dargestellt, wie sich das reale Geld dann aufgeteilt wird. Dort sind nämlich auch noch Kürzel von Namen dargestellt, die nichts mit den oben genannten Parteien zu tun haben. Bevor ich es vergesse: Santi, VIELEN DANK für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich das erste Dokument nicht so gut verstanden. Muchas gracias!
Während ich mit Santi diesen Vertrag durchsprach, dachte ich nur: Meine Güte, was ein Durcheinander! Ich habe noch nie gehört, dass ein Verein die Transferrechte an einem Spieler komplett an die Agentur eines Spielerberaters überträgt. Ich könnte mir nur vorstellen, dass der Verein so pleite war, dass er sehr schnell Geld brauchte. Ich weiß, dass hier einige Vereine die Rechte an Werbeeinnahmen an sogenannte Sportrechte-Agenturen abtreten und dafür über Jahre einen Fix-Betrag von dieser Agentur bekommen. Aber die Transferrechte an Spielern wurden noch nie verscherbelt. Jedenfalls habe ich das noch nicht mitbekommen. Aber insgesamt könnte Frau Faré mit diesen Dokumenten dafür sorgen, die häufig undurchsichtigen Berater-Konstruktionen um südamerikanische Spieler etwas transparenter zu machen.
Wenn sich dieses oben dargestellte Dokument wirklich als echt herausstellt, und es besitzt ja zumindest einen notariellen Stempel, dann könnte der Spieler Claudio Pizarro wirklich in Schwierigkeiten kommen. Ich habe ja schon in dem ersten Posting zu diesem Thema dargestellt, dass einem aktiven Spieler die Vermittlung von Spielern von der FIFA untersagt ist. Ich wage es allerdings nicht, irgendeine Prognose in Bezug auf Sperre oder Strafe abzugeben.

Ein Bibelvers, der mir nach einigen Tagen überlegen zu diesem Thema eingefallen war, ist Sprüche 11,15. "Wer sich für die Schulden eines anderen verbürgt hat, wird es eines Tages bereuen. Wer sich darauf gar nicht erst einlässt, hat seine Ruhe." In dem biblischen Zusammenhang geht es zwar um finanzielle Bürgen, aber man könnte sich das auch gut im allgemein geschäftlichen Zusammenhang vorstellen. "Wer sich auf nicht ganz koschere Geschäfte einläßt, wird es eines Tages bereuen...." Ich sage nicht, dass der Besitz oder die stille Teilhaberschaft an einer Spielervermittlungsagentur ein unrechtes Geschäft ist. Aber Pizarro hätte es sich denken können, dass er sich eventuell auf Glatteis begibt, weil man ihm einen Interessenkonflikt unterstellen könnte. Er hätte eventuell auch mal im Regelbuch der FIFA nachgucken können, das es garantiert auch auf Spanisch gibt. Ich habe es jetzt auch nicht durchgelesen, aber dort gibt es ja einschlägige Paragraphen. Deswegen kann man jetzt auch nicht sagen, dass er sich nicht hätte informieren können, und außerdem gibt es ja auch den Grundsatz: "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht."

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