Mittwoch, 18. März 2009

Investitionen, Vermittler und andere Verquickungen

Inwieweit kann mir "mein" Sportverband hineinreden, wie ich mein Geld anlege? Um diese Frage soll es heute in meinem Blog gehen. Normalerweise hat das den Verband nicht zu interessieren, und üblicherweise interessiert es ihn auch nicht. Und trotzdem hat zumindest die FIFA in ihrem Regelwerk festgeschrieben, dass aktive Fußballer nicht auch gleichzeitig als Spielervermittler auftreten dürfen. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Da kommt der aktuelle Fall ins Spiel, den ich als Aufhänger für mein heutiges Post benutzen möchte. Claudio Pizarro, dem peruanischen Stürmer von Werder Bremen, wird vorgeworfen, in der Firma seines Spielerberaters Carlos Delgado nicht nur stiller Teilhaber zu sein, sondern aktiv an Spielervermittlungen mitzuwirken. Wie ich schon gesagt habe, ist das laut den Regeln der FIFA verboten. Die FIFA interessiert sich absolut nicht dafür, ob ein Spieler sein Geld in eine Disco, ein Autohaus oder 10 Häuser investiert hat. Aber aufgrund ihrer Regeln muss es die FIFA schon interessieren, ob Pizarro bei Spielertransfers als Vermittler aktiv wurde oder die Firma seines Freundes nur als Investment sieht. Ich kenne das Regelwerk der FIFA jetzt nicht so genau, dass ich aus dem Effeff weiß, mit welcher Strafe ein Spieler zu rechnen hat, der auch als Vermittler tätig ist. So ein Fall ist auch in den 25 Jahren, die ich Fußball gucke, noch nicht vorgekommen, so dass ich nicht auf "Erfahrungswerte" zurückgreifen kann. Ich habe nur heute gelesen, dass von Verwarnung bis lebenslange Sperre alles möglich sei. Also kann man für Pizarro fast nur hoffen, dass sich seine Version der Geschichte bewahrheitet. Andererseits kann man sich fragen, warum Pizarro überhaupt in diese Spielervermittlungsfirma investiert hat. Meine Vermutung ist, dass er dem Geschäft seines Freundes, der eben zufälligerweise auch sein Berater ist, einfach zu etwas mehr Kapital verhelfen wollte. Das ist ja normalerweise der Zweck der stillen Teilhaberschaft. Wahrscheinlich hat er auch nicht damit gerechnet, dass irgendwann einmal die Inhaberstruktur der Firma so ins Zwielicht gerät, dass er so sehr unter Druck geraten würde.
Noch ein Wort zu einer anderen Sache, deretwegen Pizarro in Peru auch unter Druck geraten ist. In diesem Interview beklagt er sich mit scharfen Worten über die Neid-Mentalität seiner Landsleute. Dieses Interview ist natürlich auch in Peru bekannt geworden, aber der ehemalige Nationaltrainer Perus und der peruanische Nationaltorwart unterstützen Pizarro und bestätigen seine Sicht über die Peruaner. Ich muss gestehen, ich mag Pizarro gerade wegen seiner klaren Worte. Wahrscheinlich hat er sich im deutschen Interview genau so ausgedrückt, wie es in der Zeitung steht. Ich würde es ihm jedenfalls zutrauen. Aber wahrscheinlich hat er sich genauso ausgedrückt, weil er sich auf Deutsch eben nicht so differenziert ausdrücken kann, wie es ihm auf Spanisch möglich wäre. Auch wenn er schon einige Jahre in Deutschland gelebt hat und sich auch einigermaßen gut auf Deutsch ausdrücken kann, merkt man ihm immer noch an, dass Deutsch für ihn eine Fremdsprache ist. Ich nehme an, dass er sich genau deswegen so einfach - aber genau deswegen auch so klar - auf Deutsch ausdrückt.
Wo gibt es jetzt die Verbindung zur Bibel? Im Kapitel 13 des Römerbriefs geht es um das Verhalten des Menschen gegenüber staatlichen Gewalten. Nun ist zwar die FIFA keine staatliche Gewalt, und auch die FIFA ist an nationale Gesetze gebunden, aber jeder Fußballspieler unterschreibt (oder - im Falle von Jugendlichen - lässt unterschreiben), dass er sich den Regeln des nationalen Verbandes unterwirft. Der nationale Verband unterwirft sich den Regeln der FIFA und übernimmt Regeländerungen der FIFA normalerweise unmittelbar in seine eigenen Regeln. Also unterwirft sich jeder Spieler den Regeln der FIFA. Und diese Regeln sagen nun mal, dass ein aktiver Spieler keiner Vermittlungstätigkeit nachgehen darf. Ich persönlich hoffe, dass Pizarro die Anschuldigungen der Vermittlertätigkeit ausräumen kann und - hoffentlich in Deutschland - in Zukunft noch viele schöne Tore schießen wird.

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